Paketshops, der Feind in meinem Bett

In der Presse war zu lesen, dass es in Österreich 1000de Paketshops gibt und, dass damit kein Geld zu verdienen sei. Freilich kann sich die erwartete höhere Kundenfrequenz positiv auf den Umsatz auswirken. Die Frage ist, zu welchem Preis?

Wir alle kennen sie, die Paketannahmestellen, die nach dem Shop-im-Shop Prinzip als zusätzlicher Service in Geschäften angeboten werden. Die Betreiber bekommen, wie im Presseartikel zu lesen war, 40 - 80 Cent je Paket. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass doch ein gewisser Aufwand damit verbunden ist. Das Geld allein ist es freilich nicht und es gibt Paketannahmestellen und Post-Shops, die wieder geschlossen wurden.

Daher sind die erwarteten Vorteile gegen mögliche Nachteile abzuwägen. Die Vorteile verkauft ihnen sicher der Logistiker. Folgende 3 Nachteile sollten sie jedenfalls bedenken: 

Der willkommene Kunde
Es fühlt sich richtig an, in der Apotheke ein Medikament zu kaufen oder im Spielegeschäft, das Geschenk für den Kindergeburtstag der Tochter. Fühlt es sich aber auch richtig an, in diesen Geschäften ein Paket aufzugeben?

Wenn ich ehrlich bin, wirkt der Postshop in der Apotheke auf mich wie ein fremdartiges Wesen, dem man Unterschlupf gewährt hat. Bei der Paketabgabe gibt es nur die Flucht nach draußen, wenn das schlechte Gewissen einen nicht zum Kauf einer Kleinigkeit nötigen soll. Wird der Kunde doch zum Kauf verleitet, bedeutet es zwar kurzfristig Umsatz, jedoch nachhaltig ist dieses Kauferlebnis mit Sicherheit nicht.

Stellen sie sich daher die Frage, ob das Argument des Frequenz- und Umsatzbringers für sie funktionieren wird.

Geld und Ehr
Mit 40 – 80 Cent kann es am Geld kaum liegen, sich den Paketshop ins Haus zu holen. Wie es mit der Ehre steht? Vorderhand ein Bravo für den Betreiber, der Retter, nach der Filialschließung der Post. Hinten rum mauscheln dann doch viele, warum er oder sie sich das antut.

Überlegen sie, wie sich der Paketshop in ihr ursprüngliches Geschäftsmodell integrieren lässt. Wenn sie beispielsweise Pakete an ihre Kunden versenden, kann der Paketshop Vorteile bringen.

Der Feind in meinem Bett
Die Stimmen gegen die übermächtigen Online-Shops werden lauter. Die Digitalisierung ist als Schuldiger für den Wandel der Stadt- und Dorfinfrastruktur rasch ausgemacht. Gegen die Großen kann man nicht bestehen. Rasch noch einen Paketshop integriert, damit man wenigstens etwas partizipiert.

So entsteht die für Logistiker äußerst günstige Infrastruktur, um das bequeme Einkaufserlebnis – besonders den Teil der kostenlosen Rücksendung – zu ermöglichen. Ehe man es sich versieht, hat man es mit Sendungen genau der Produkte zu tun, die man eigentlich selbst gerne verkaufen würde.

Verstehen sie mich nicht falsch. Die Paketshops machen Sinn und es soll sie geben. Aber bitte doch nicht auf diesem Niveau.

Kürzlich erklärte mir eine Mitarbeiterin der Post, dass ich mein Paket nicht aufgeben kann, weil der Aufkleber nicht passt. Ich müsse eine UPS Abgabestation aufsuchen (oder bei der Post etwas für die Rücksendung zahlen). Die Recherche ergab eine Abgabestation in 8,7 km Entfernung. Die letzte Bestellung kam mit GLS; abzuholen in einer Eisenwarenhandlung.

Früher war die Post der Anbieter für diese Logistikleistungen und heute soll es von mir aus die „Rücksende Flink&Gschwind GmbH” sein. Man nimmt sein Paket und gibt es dort ab, funktioniert für alle Logistiker mit Bedienung von Montag bis Freitag 08:00 – 18:00 Uhr oder per Automat auch außerhalb der Geschäftszeiten.